DGfE-Tagung 2010
19. Jahrestagung der Kommission
"Grundschulforschung und Pädagogik der Primarstufe" der DGfE
vom 29. September bis 01. Oktober 2010 an der Pädagogischen Hochschule Weingarten
Thema: "Grundlegende Bildung ohne Brüche"
Prof’in Dr. Diemut Kucharz, Prof. Dr. Bernd Reinhoffer, Dr. Thomas Irion
Zentrum für Elementar- und Primarbildung, Pädagogische Hochschule Weingarten
Dem deutschen Schulsystem wurde in den vergangenen Jahren in verschiedenen Studien immer wieder bescheinigt, dass ihm die Kompensation von herkunfts-bedingten Nachteilen nur sehr unbefriedigend gelingt und seine systembedingten Bildungsübergänge solche Benachteiligungen in der Tendenz unterstützen und fördern.
Die Grundschulpädagogik hat sich mit mehreren großen Übergängen auseinanderzusetzen: dem Übergang von der Kindertageseinrichtung in die Schule, dem Übergang von der Grundschule in weiterführende Schulen und Übergängen zwischen Grundschulen und Förderschulen. Diese Übergänge sind häufig mit Selektions-entscheidungen verbunden, an denen die Lehrkräfte der Grundschule beteiligt sind und die für die Kinder und ihren Bildungsprozess weitreichende Konsequenzen haben. Die Folgen dieser Entscheidungen werden von Kindern, Lehrkräften und Erziehungsberechtigten häufig als Brüche wahrgenommen und als problematisch erlebt, können aber auch Potentiale enthalten.
Von vielen europäischen Ländern und besonders den „PISA-Gewinnerländern“ wissen wir, dass dort deutlich weniger solcher Übergänge stattfinden und auf Selektionsentscheidungen im frühen Kindesalter weitgehend verzichtet wird. Studien über die Wirksamkeit früher Selektionsentscheidungen zeigen teilweise widersprüchliche Ergebnisse, überwiegend aber keine Vorteile für die weitere schulische Entwicklung der Kinder, dafür erhebliche Kosten für die Gesellschaft.
Brüche in Bildungsprozessen können aber auch in anderen Bereichen der Grundschule ausgemacht werden. Das Abbrechen von Lernprozessen aufgrund von zeitlichen Engführungen, die Abtrennung des Unterrichts vom außerschulischen Leben der Kinder oder die Veränderungen in Sozialbeziehungen durch Klassenwechsel können als Beispiele für Brüche im Schulalltag genannt werden, die einerseits Potentiale für Entwicklungs- und Lernprozesse beinhalten, aber auch problematisch werden können.
Auf der Tagung sollen die Chancen und Probleme von Übergängen für den Bildungsprozess von Kindern beleuchtet werden: Welche Formen der Gestaltung von Übergängen gibt es und wie sind diese zu bewerten? Welchen Brüchen sollte im grundschulpädagogischen Handeln mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden? Gehören Übergänge oder Brüche zur Bildung und befördern oder behindern sie diese? Gehört grundlegende Bildung ausschließlich zum Aufgabenfeld der Grundschule oder ist eine solche Bildung auch institutionenübergreifend zu verstehen bzw. umzusetzen? Welche Kompetenzen werden für die Bewältigung von Übergangen bei Schülern, Lehrern und anderen Bildungsakteuren beansprucht?
Planungsgruppe:
Prof’in Dr. Diemut Kucharz, Prof. Dr. Bernd Reinhoffer, Dr. Thomas Irion
Zentrum für Elementar- und Primarbildung, Pädagogische Hochschule Weingarten
Tagungsleitung und Koordination vor Ort:
Dr. Thomas Irion, Katja Wagner
Zentrum für Elementar- und Primarbildung, Pädagogische Hochschule Weingarten
Bericht über die Jahrestagung:
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